Die Geschichte des 4. Jahrhunderts in der Region zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaukasus ist reich an spannenden Ereignissen. Eines davon, das oft übersehen wird, ist der Aufstand der Sarmaten unter ihrem König Pharasmanes IV gegen das Sassanidenreich im Jahr 360 n. Chr. Dieser Aufstand hatte weitreichende Folgen für die politische Landschaft des Römischen Orients und markierte den Beginn eines neuen Machtverhältnisses in der Region.
Die Sarmaten, ein nomadisches Volk iranischer Herkunft, waren seit Jahrhunderten in der Region beheimatet. Sie lebten hauptsächlich als Viehzüchter und Krieger und hatten einen Ruf für ihre Kampfkraft und ihren Reiterismus. Im Laufe des 4. Jahrhunderts gerieten die Sarmaten unter den Einfluss des Sassanidenreichs, einem mächtigen persischen Staat, der seine Herrschaft über große Teile Westasiens ausübte.
Unter dem Druck sassanidischer Expansionspolitik sahen sich die Sarmaten gezwungen, Tribut zu zahlen und an militärischen Feldzügen teilzunehmen. Diese Unterdrückung führte jedoch zu wachsender Unzufriedenheit unter den Sarmatenführern, insbesondere Pharasmanes IV. Dieser charismatische König, der als fähiger Militärstratege galt, wollte die Unabhängigkeit seines Volkes wiedererlangen und die Herrschaft des Sassanidenreichs brechen.
Die genauen Gründe für Pharasmanes’ Aufstand im Jahr 360 n. Chr. sind bis heute Gegenstand historischer Debatten. Einige Historiker vermuten, dass er durch politische Intrigen am sassanidischen Hof angestachelt wurde. Andere sehen die Ursache eher in wirtschaftlichen Faktoren: Der zunehmende Tribut und die Zwangsrekrutierungen könnten zu einer wirtschaftlichen Krise unter den Sarmaten geführt haben.
Unabhängig von den genauen Motiven, Pharasmanes IV gelang es, einen Großteil der sarmatischen Stämme hinter sich zu vereinen. Sein Aufstand begann als lokaler Konflikt im Kaukasus, entwickelte sich aber schnell zu einem größeren Krieg gegen das Sassanidenreich.
Pharasmanes IV führte seine Krieger in einer Reihe von Schlachten gegen die sassanidischen Truppen und konnte einige beachtliche Siege erringen. Die sarmatischen Reiter erwiesen sich als eine effektive Gegenkraft zu den schwer gerüsteten Infanterieeinheiten der Perser.
Schlacht | Datum (geschätzt) | Ort | Ergebnis |
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Schlacht am Alazani-Fluss | 360 n. Chr. | Südkaukasus | Sieg der Sarmaten |
Schlacht bei Nisibis | 362 n. Chr. | Mesopotamien | Unentschieden |
Die militärischen Erfolge Pharasmanes’ IV lösten Panik in den Reihen des Sassanidenreichs aus. Der persische König Schapur II musste seine Truppen zurückziehen, um die Bedrohung durch die Sarmaten abzuwehren. Diese Schwäche des Sassanidenreichs nutzte der römische Kaiser Julian der Abtrünnige, um eine Offensive gegen Persien zu starten.
Julian war ein fähiger Feldherr und ein glühender Anhänger des Hellenismus. Er sah in dem Aufstand der Sarmaten eine Chance, die sassanidische Herrschaft zu brechen und das Römische Reich wieder in seinen früheren Glanz zurückzuführen.
Julians Kampagne gegen Persien im Jahr 363 n. Chr. hatte zunächst Erfolg. Er eroberte einige wichtige Städte im Osten und stieß tief ins persische Kernland vor. Allerdings starb Julian kurz nach einem Sieg bei Ctesiphon, der Hauptstadt des Sassanidenreichs, unter mysteriösen Umständen. Sein Tod beendete die römische Offensive und ermöglichte dem Sassanidenkönig Schapur II, seine Truppen neu zu organisieren und den Aufstand der Sarmaten niederzuschlagen.
Pharasmanes IV kämpfte bis zum Ende gegen die Perser, doch sein Widerstand war letztendlich vergeblich. Er starb im Jahr 365 n. Chr. in einem Kampf gegen Schapur II. Der Tod des sarmatischen Königs markierte das Ende des Aufstands.
Die Folgen des Aufstandes der Sarmaten unter Pharasmanes IV waren weitreichend:
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Schwächung des Sassanidenreichs: Der Aufstand zwang den persischen König Schapur II, Ressourcen und Truppen an die Kaukasusfront zu verlegen, wodurch die sassanidische Macht in anderen Regionen geschwächt wurde.
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Römische Expansion: Julians Feldzug gegen Persien im Jahr 363 n. Chr. war nur durch die Schwächung des Sassanidenreichs während des sarmatischen Aufstands möglich.
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Entstehung neuer Machtverhältnisse: Der Niedergang der Sarmaten ermöglichte anderen nomadischen Völkern, wie den Hunnen und Alanen, sich in der Region zu etablieren.
Der Aufstand der Sarmaten unter Pharasmanes IV ist ein faszinierendes Beispiel für die komplexe politische Landschaft des 4. Jahrhunderts. Dieser Kampf zwischen einem unterdrückten Volk und einem mächtigen Imperium hatte weitreichende Folgen für die Geschichte des Römischen Orients. Der Aufstand zeigt uns auch, dass selbst scheinbar unbesiegbares Reiche anfällig für den Widerstand unterdrückter Völker sind.